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Kokosnüsse, Khmer und Krokodile - Die Junge Landwirtschaft auf Studienreise durch Südostasien

  • Martin Grob
  • 19. März
  • 4 Min. Lesezeit

Kambodscha, Februar 2025: Ein Boot mit Junglandwirtinnen und Junglandwirten aus Österreich an Bord fährt durch Kompong Khleang, vorbei an meterhohen Stelzenhäusern aus Holz, während Kinder lachend im Wasser pritscheln und Fischer ihnen freundlich zuwinken. Der Fluss, der während der Regenzeit um ein Vielfaches anschwillt, ist die Lebensader des Dorfes. Auf den ertragreichen Feldern entlang des Wassers wird nicht nur per Hand gearbeitet, sondern überraschenderweise sogar mit Drohneneinsatz. Hier, inmitten einer der ärmsten Regionen Kambodschas, erlebt die Reisegruppe der Jungen Landwirtschaft Österreich (JLW) den wohl größten Kontrast zur Heimat – und zugleich eine der landwirtschaftlich interessantesten und fruchtbarsten Regionen Südostasiens.



Vom 17. bis 28. Februar 2025 reisten 29 Junglandwirtinnen und Junglandwirte im Rahmen der Studienreise der Jungen Landwirtschaft Österreich durch Süd-Vietnam und Kambodscha. Ziel war es, einen umfassenden Einblick in die landwirtschaftlichen Strukturen, die kulturellen Schätze und die wirtschaftlichen Herausforderungen dieser beiden Länder zu gewinnen. Neben fachlichen Exkursionen zu landwirtschaftlichen Betrieben, schwimmenden Märkten und innovativen Anbautechniken standen auch Begegnungen mit einheimischen Bäuerinnen und Bauern sowie Einblicke in die historische und gesellschaftliche Entwicklung der beiden Länder im Mittelpunkt.

Die Teilnehmerinnen & Teilnehmer der Studienreise erkunden die weltberühmte Tempelanlage Angkor Wat.
Die Teilnehmerinnen & Teilnehmer der Studienreise erkunden die weltberühmte Tempelanlage Angkor Wat.

Erlebnisse in Vietnam – Geschichte, Landwirtschaft & Stadtleben

Die Reise begann in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon, wo die Gruppe tief in die bewegte Geschichte Vietnams eintauchte. Ein Besuch im Kriegsmuseum verdeutlichte die Schrecken des Vietnamkriegs und dessen bis heute spürbare Folgen für die Bevölkerung. Ebenso eindrucksvoll waren die Tunnel von Cu Chi, ein weit verzweigtes unterirdisches System, das während des Krieges als Rückzugsort und Versorgungsnetzwerk diente. Hier konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus nächster Nähe erleben, wie ausgeklügelt und zugleich herausfordernd das Leben der Widerstandskämpfer in diesen engen Gängen war.


Doch Vietnam zeigte sich nicht nur von seiner historischen Seite: Bei einem Spaziergang durch das kolonial geprägte Zentrum von Saigon beeindruckten die Notre-Dame-Kathedrale, das zentrale Postamt und das Rathaus mit ihrer französischen Architektur. Auf den Märkten der Stadt entdeckte die Gruppe exotische Früchte, frisch gepresste Zuckerrohrsäfte und vietnamesischen Kaffee, der mit gesüßter Kondensmilch eine ganz besondere Spezialität ist. Abgerundet wurde das Vietnam-Erlebnis durch eine Fahrt ins Mekong-Delta, wo die Gruppe die faszinierende Landwirtschaft in der wasserreichen Region erkundete und schwimmende Märkte besuchte.



Begegnungen im Hinterland – Auf zwei Rädern durch Kambodscha

Ein besonderes Erlebnis war eine Radtour durch das kambodschanische Hinterland. Abseits bekannter Touristenwege führte sie vorbei an kleinen Dörfern und Feldern, wo die Gruppe einen authentischen Einblick in das ländliche Leben erhielt. Unterwegs besuchten die Jungbäuerinnen und Jungbauern mehrere Familien, die verschiedene Produkte in Handarbeit herstellen – darunter Bananenchips, die in der Sonne getrocknet werden, Reispapier für traditionelle Gerichte und Reisschnaps, der nach einem alten Familienrezept gebrannt wird. Die Gruppe wurde bei jeder Station sehr freundlich empfangen. Der einfachen Lebensverhältnisse zum Trotz vermitteln die Bewohner Kambodschas stets eine große Zufriedenheit – die Menschen leben eng im Familienverbund, arbeiten gemeinsam und machen das Beste aus ihrer Situation. Ihre Lebensfreude und ihr Stolz auf das, was sie mit eigenen Händen schaffen, hinterließen bleibenden Eindruck.



Angkor Wat – Das Erbe der Khmer

Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch der Tempelanlage Angkor Wat. Der riesige, im zwölften Jahrhundert erbaute Komplex ist das größte religiöse Bauwerk der Welt und ein Symbol für die Hochkultur der Khmer. Über Jahrhunderte lag die Tempelstadt im Dschungel verborgen, bis sie im 19. Jahrhundert von französischen Forschern wiederentdeckt wurde. Heute zieht sie Millionen von Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt an – eine Entwicklung, die Siem Reap zur Tourismushochburg gemacht hat.


Die Bauwerke scheinen einem dabei schier den Atem zu rauben: von den beeindruckenden Türmen Angkor Wats bis hin zu Ta Prohm, dem berühmten Tempel, der von riesigen Würgefeigen überwuchert wird. Doch während die Schönheit und Größe von Angkor Wat beeindrucken, gibt es auch kritische Aspekte: Die Eintrittsgelder fließen offenbar größtenteils an ein vietnamesisches Unternehmen, anstatt der kambodschanischen Bevölkerung zugutezukommen – ein Beispiel für die Korruption und Ausbeutung, unter der die arme Bevölkerung des Landes leidet.


Eine Gruppe junger Tänzerinnen & Tänzer führt den traditionellen kambodschanischen Kokosnusstanz auf.
Eine Gruppe junger Tänzerinnen & Tänzer führt den traditionellen kambodschanischen Kokosnusstanz auf.

Einblicke in die Landwirtschaft

Im Fokus der Reise stand – wie sollte es anders sein – die Landwirtschaft. Im Mekong-Delta durfte die Gruppe aus erster Hand erleben, wie Reis unter immer extremeren klimatischen Bedingungen angebaut wird und wie sich die Bäuerinnen und Bauern mit innovativen Bewässerungssystemen den Herausforderungen der Zukunft stellen. Besonders spannend war der Besuch einer Krokodilfarm, wo die Tiere gezüchtet werden, um später das Fleisch zu essen und die Haut zu Leder zu verarbeiten.

Ein weiteres zentrales landwirtschaftliches Erzeugnis in der Region ist eine Frucht, die im wahrsten Sinne des Wortes „von oben“ kommt: Die Kokosnuss. Sie ist nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle, sondern sichert auch zahlreiche Arbeitsplätze. Von Kokosmilch und -öl bis hin zu Textilien aus Kokosfasern – die Vielseitigkeit der Kokosnuss ist enorm.


Ein Land zwischen Vergangenheit und Zukunft

Doch es waren nicht nur die landwirtschaftlichen Themen, die die Gruppe beschäftigten. Kambodscha zeigte eine ganz andere Welt. Die Spuren der Roten Khmer, die Korruption, die riesigen Einkommensunterschiede – all das war allgegenwärtig und machte nachdenklich. Besonders bewegend war der Moment, als der Reiseleiter der Gruppe aus Österreich seine eigene Familiengeschichte erzählte: Wie seine Eltern unter dem Regime zwangsverheiratet wurden, wie sie um ihr Leben fürchten mussten und wie tief die Wunden dieser Zeit immer noch in der Gesellschaft verankert sind.



Unvergessliche Momente in Südostasien

Während der Reise gab unzählige unvergessliche Momente, die in Erinnerung bleiben werden. Ob die Fahrt mit dem “Bamboo Train” (Bambuszug), Karaoke gemeinsam mit dem Reiseleiter in Vietnam, spontane Tanzeinlagen im Restaurant oder die Entdeckung der perfekten Toilettenpause – genannt "Harmony". Auch kulinarisch wurde einiges ausprobiert: Wer kann schon von sich behaupten, Taranteln, Ratten, Heuschrecken und Kakerlaken probiert zu haben?


Zum Schluss bleibt zu sagen: Diese Reise war wirklich einzigartig. Nicht nur wegen der beeindruckenden historischen, landwirtschaftlichen und kulturellen Schätze, sondern vor allem wegen der Menschen – sowohl in Vietnam und Kambodscha als auch innerhalb der Reisegruppe. Die Junge Landwirtschaft Österreich bedankt sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für diese wertvolle Erfahrung und freut sich schon auf die nächsten Studienreisen und Exkursionen.

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