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JLW

Die innovativsten Junglandwirtinnen und Junglandwirte 2020

Drei junge Landwirte zeigen, wie Bienen, Kräuter und Teambuilding bäuerliche Betriebe in die Zukunft führen können. Dafür werden sie prämiert.



Gerade in einem besonders schwierigen Jahr wie heuer wegen Corona darf nicht auf die vielen neuen Ideen vergessen werden, die trotz der Pandemie geboren und umgesetzt werden. Deshalb wurden 2020 zum siebten Mal die innovativsten Junglandwirtinnen und Junglandwirte Österreichs gekürt.


Platz 1 - Christian und Irene Huber aus Piberbach (OÖ)

Projekt: EXIT the field – Im Land der Bienen „Österreichs 1. Hanfirrgarten“



Abenteuerliche Wissensvermittlung im Hanf-Irrgarten


Dass die Urprodukte von den Bäuerinnen und Bauern erzeugt werden, sei heute leider längst nicht mehr allen klar. „Wir müssen unsere Felder daher begehbar machen und selber zeigen, wie die landwirtschaftliche Produktion funktioniert“, ist Christian Huber überzeugt.


Der 34-jährige Junglandwirt aus Oberösterreich (Bezirk Linz-Land) hat daher ein Hanffeld in einen Irrgarten und einen Bienenlehrpfad umfunktioniert und damit Platz 1 beim Innovationspreis abgeräumt. Die Idee dazu, wie man landwirtschaftliches Wissen kindgerecht vermitteln kann, hatte der Ackerbauer gemeinsam mit seiner Frau Irene, einer Volksschullehrerin. „Wir wollten das Ganze mit einem Abenteuer verbinden“, so die beiden Betriebsführer über ihr Projekt „Exit the field – Im Land der Bienen“, welches auch auf Facebook zu finden ist.


Der Anbau des zwei Hektar großen Hanffeldes erfolgte Ende April. Die darin angelegten Symbole wie Herz, Sonne, Honigwabe, und andere sowie die Wege wurden vorab skizziert, digitalisiert und später mit einem Rasenmähertraktor ausgemäht. Zudem wurde auf knapp 2.000 Quadratmetern eine Bienenweide mit zehn unterschiedlichen Blühkomponenten angelegt und die eigenen Bienenvölker am Feldrand platziert. Durch insgesamt 22 Infotafeln, die Wissenswertes über die Lebensweise und Bedürfnisse der Bienen vermittelten und das Zusammenspiel mit der Landwirtschaft erklärten, wurde der Irrgarten zu einem Lehrpfad.


Das Projekt erfreute sich sowohl bei Jung als auch Alt großer Beliebtheit: „Das Feld wurde von unzähligen Familien und ganzen Schulklassen begangen.“ Zudem wurden zwei Ferienaktionen für Kinder durchgeführt. Dadurch hätten sich viele Möglichkeiten zum direkten Gespräch über die Landwirtschaft ergeben. Die Rückmeldungen seien ausschließlich positiv gewesen. „Landwirtschaft ist einfach nirgends so spürbar wie direkt am Feld“, betont Christian Huber.


Für Hanf – eine Kultur, die in der breiten öffentlichen Meinung nicht gerade den besten Ruf genießt, – entschied

man sich aus mehreren Gründen: „Er wächst hoch, schnell und dicht, ist vielseitig nutzbar, braucht weder Pflanzenschutz noch Dünger und ist vollkommen legal. Es handelt sich um eine normale Kulturpflanze, die grundlos in Verruf ist“, erklärt Huber, der die Samen Mitte September geerntet und zu hochwertigem Hanföl veredelt hat.


Das Ziel, das sie damit verfolgen: „Wir möchten zeigen, dass wir Bäuerinnen und Bauern mit und nicht gegen die Natur arbeiten.“


Platz 2 - Stefan Erlinger aus Rottenegg (OÖ)

Projekt: Von der Rinderhaltung zum Kräuteranbau



„Hinter so einem ‚Patzerl‘ Tee steckt viel Aufwand“


Von der eigenen Fläche leben zu können, sei immer sein Grundzugang gewesen, erklärt Stefan Erlinger, Kräuterproduzent und Zweitplatzierter beim Jungbauern-Innovationspreis. Sicher war das für den 32-Jährigen und seine Frau Monika jedoch nicht immer. Nachdem sie 2015 den Spitzer-Hof in St. Gotthard im Mühlkreis übernommen hatten, spielten ihnen Dürre und Borkenkäfer übel mit. Der gesamte Waldbestand wurde vernichtet. Auch die Futtergrundlage für die bis dahin betriebene Kalbinnen- und Ochsenaufzucht reichte nicht mehr aus. Pachten kam für beide nicht infrage. Was also tun? Die Antwort fanden sie schließlich in der Zeitung. Ein Artikel über Kräuter lieferte die Idee für: „Von der Rinderhaltung zum Kräuteranbau“, dem nun ausgezeichneten Projekt. Erlinger: „Nachdem wir den Bericht gelesen haben, beschlossen wir erst einmal, Ringelblumen anzubauen und zu schauen, ob uns die Arbeit liegt. Gegenüber ‚normaler Landwirtschaft‘ ist Kräuteranbau doch etwas ganz anderes.“


Die Erfahrungen waren durchaus positiv, in den nächsten zwei Jahren folgten Versuche mit Blattkräutern wie Minze und Brennnessel. „Im Dezember 2019 haben wir schließlich so richtig losgelegt“, sagt der Mühlviertler. „Da haben wir unsere Trocknungsanlage zusammengeschweißt. Von der Stange fix fertig kaufen kann man die nämlich nicht. So etwas gibt‘s am Markt einfach nicht.“


Entwickelt hat er diese Anlage gemeinsam mit zwei Standeskollegen. „Wir haben Erfahrungen ausgetauscht und geschaut, was umgebaut und optimiert gehört. Die Ideen wurden dann an einen Maschinenbauer weitergegeben, der die einzelnen Teile gelasert hat“, erzählt Erlinger. Das fertige Ergebnis, eine ausschließlich aus lebensmittelechten Materialien bestehende Anlage, kam heuer erstmals zum Einsatz. Viereinhalb Hektar Kräuter wurden am Spitzer-Hof damit getrocknet, nächstes Jahr sollen es sieben Hektar werden. Vermarktet wird die Ernte über die „Österreichische Bergkräutergenossenschaft“ (und bald auch unter erlinger-biokraeuter.at). Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft sieht Erlinger als großen Vorteil: „Wir sind zwar klein, dafür kann jeder Einzelne mitreden.“ Auch die Hilfe durch Anbauberater hebt der Kräuterbauer lobend hervor, denn: „Wenn du im Kräuterbau was verhaust, kann sich das sehr böse rächen.“


Platz 3 - Viktoria Hutter aus Gastern (NÖ)

Projekt: waldsetzen.jetzt




Mit gebündelten Kräften zu einer grünen Million


Teambuilding, Klimaschutz und regionale Wertschöpfung fassen das drittplatzierte Projekt zusammenfassen. Mit „waldsetzen.jetzt“ will Viktoria Hutter aus Gastern (Bezirk Waidhofen/Thaya) neue Maßnahmen gegen die

Folgen des Klimawandels setzen. Die Idee dahinter: Regionale Unternehmen helfen bei der Aufforstung, übernehmen anfallende Kosten und pflanzen mit ihren Mitarbeitern Bäume.


Hutter musste auf ihren eigenen rund 45 Hektar Wald bereits selbst erleben, was der Borkenkäferbefall für den

Baumbestand bedeutet. Vor fünf Jahren übernahm die heute 29-Jährige den Bauernhof von ihren Großeltern im

vom Schädling stark betroffenen Waldviertel. In den vergangenen Jahren mussten im Norden von Niederösterreich rund 13.000 Hektar Wald wegen des Schädlings abgeholzt werden. Die Aufforstung ist arbeitsintensiv. „Einerseits kämpfen wir mit dem Preisverfall, andererseits schaffen wir die zusätzlich anfallende Arbeit nicht mehr“, schildert Hutter, die auch im Vorstand des NÖ. Waldverbandes tätig ist, die Situation der betroffenen Waldbesitzer.


Auch den Unternehmern in der Region blieb der massive Waldverlust nicht verborgen. Als Konditormeister

Thomas Göttinger von der gleichnamigen Dessertmanufaktur in Groß Siegharts im Frühjahr schließlich den

Wunsch äußerte, einen regional nachhaltigen Beitrag zu leisten, wurde waldsetzen.jetzt initiiert. Göttinger war

schockiert vom Zustand des Waldes, durch den er immer joggte. „Irgendwann waren keine Bäume mehr da“, so

Hutter. Die innovative Jungbäuerin ist im Projekt das Bindeglied zwischen den Unternehmen und den Waldbesitzern. Göttingers Wunsch wurde im Mai in einem ersten Schritt erfüllt. An einem Tag pflanzten 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner Manufaktur 3.100 Bäume. Das spornte ihn an, weitere Unternehmen zu kontaktieren. Knapp ein Dutzend wollen die Initiative ebenfalls unterstützen.


Bis 2030 will man 1 Million Bäume setzen. Hutter: „Das wären 40 Setzungen pro Jahr. Wir sind guter Dinge, das zu schaffen.“ Denkbar sei auch, das Projekt mit Schulen durchzuführen, „aber das ist noch Zukunftsmusik“. Jetzt einmal freut sich die 29-Jährige über Platz 3 und ist voller vor Tatendrang.

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