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  • Martin Grob

Jungimkerin Anita Sturm: "Honig kauft man am besten beim lokalen Imker"

Als Junge Landwirtschaft Österreich (JLW) ist es uns ein großes Anliegen, mit jungen Bäuerinnen und Bauern zu sprechen, um ihre Perspektive und Erfahrungen mit unserer wachsenden Community zu teilen. Wir wollen junge Landwirtinnen und Landwirte vor den Vorhang holen und mit ihnen gemeinsam über aktuelle Chancen und Herausforderungen in der Landwirtschaft sprechen. Deshalb haben wir mit der jungen Hobbyimkerin Anita Sturm über ihre große Leidenschaft gesprochen. Die 27-jährige Murauerin ist begeisterte Imkerin, die sich mit viel Leidenschaft und Engagement ihren Bienen widmet. Wir haben mit Anita über die Imkerei, die Bedeutung von Bienen für die Umwelt und die Landwirtschaft sowie über ihre Pläne für die Zukunft befragt. Außerdem wollten wir von ihr wissen, warum sie mit ihrem Kanal "mywaytobee" auf Instagram aktiv ist und dabei auch Aufklärungsarbeit betreibt.



Frage: Wie bist du zur Imkerei gekommen? Gab es ein bestimmtes Erlebnis, das dich dazu motiviert hat? Anita: Ich habe auf der Universität für Bodenkultur Wien das Seminar Bienenkunde besucht und meine Liebe für Bienen entdeckt. Gemeinsam mit meinen Eltern beschloss ich im Frühjahr 2020, dass wir das Projekt Imkerei starten. Wir besuchten Kurse in der Imkerschule Graz und informierten uns bei Imkern über die verschiedenen Beutensysteme. Im April 2021 starteten wir mit zwei Bienenstöcken.


Frage: Wie viele Bienenstöcke hast du und wie viele Bienen betreust du insgesamt?

Anita: Momentan habe ich acht Bienenvölker. Es ist schwer zu sagen, wie viele Bienen das sind, weil jedes Bienenvolk unterschiedlich stark ist. Das ist auch abhängig von der Jahreszeit. Im Sommer kann ein gutes Volk um die 50.000 Bienen stark sein.


Frage: Was ist dir bei der Imkerei besonders wichtig bzw. was sind die größten Herausforderungen?

Anita: Für mich sind die natürlichen Gegebenheiten die größten Herausforderungen. Honig ist ein Naturprodukt, weshalb man in der Produktion enorm von der momentanen Tracht und dem Wetter bzw. Klima abhängig ist. Im letzten Jahr ist der komplette Waldhonig ausgefallen, was für mich sehr schade ist, da meine Haupternte der Waldhonig ist. In diesem Jahr war der Mai sehr verregnet. Kirschbäume, Apfelbäume etc. standen in voller Blüte und Bienen konnten nicht ausfliegen, um Nektar zu sammeln. Deshalb gibt es heuer einen Ausfall beim Blütenhonig. Eine große Herausforderung ist auch der Umgang mit der Varroamilbe.

Frage: Wie sorgst du dafür, dass deine Bienen gesund bleiben und wie gehst du mit Problemen wie der Varroamilbe um?

Anita: Im Frühjahr wird immer eine sogenannte Futterkranzprobe gemacht. Dabei wird eine Probe aus den Bienenstöcken entnommen und ins Labor gesendet, um nachzuweisen, dass die Völker nicht von der Amerikanischen Faulbrut befallen sind. Ansonsten achten wir auf sauberes Arbeiten bei der Honigernte und beim Umgang mit den Tieren und den Honigwaben. Die Varroamilbe ist ein leidiges Thema. Jeder Bienenstock hat sie und muss dementsprechend behandelt werden. Macht man das nicht, wird das Volk enorm geschwächt und überlebt den Winter nicht. Ich ernte deshalb bereits Mitte Juli meinen Honig und behandle die Bienen mit Ameisensäure oder totaler Brutentnahme (alle 2 Jahre, man verzichtet auf die Ameisensäure). Im Winter findet eine weitere Behandlung mit Oxalsäure statt.


Frage: Man hört immer wieder die Ausdrücke Wildbienen und Honigbienen. Welchen Unterschied gibt es da?

Anita: Honigbienen leben in großen Kolonien in Bienenstöcken und sind bekannt für ihre Honigproduktion. Wildbienen sind dagegen in der Regel solitäre Insekten, die alleine oder in kleinen Gruppen leben. Im Gegensatz zu Honigbienen produzieren sie keinen Honig. Jede Wildbienenart hat ihre eigenen, spezifischen Lebensraum- und Nahrungspräferenzen. Wildbienen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Es ist enorm wichtig, dass wir den Lebensraum und das Nahrungsangebot für Wildbienen erhalten und fördern, denn sie sind wichtige Bestäuber und wichtig für unsere Artenvielfalt. Um die Honigbienen kümmern sich Imker, wir dürfen aber nicht auf die Wildbienen vergessen.

Frage: Worauf sollte man beim Kauf von Honig achten?

Anita: Unbedingt beim lokalen Imker bzw. beim österreichischen Imker kaufen, denn dann kann man sich sicher sein, dass ein hochqualitatives Produkt erworben wird. Ich würde auch nie einen billigen Honig aus dem Supermarkt kaufen, da man davon ausgehen kann, dass dieser Honig gepanscht wurde, also etwa mit Reissirup gestreckt worden ist. Natürlicher Honig kristallisiert auch nach einiger Zeit. Konsumenten greifen lieber zu flüssigem Honig, weshalb Honig zu stark erhitzt wird, damit er nicht mehr kristallisiert. Damit werden jedoch auch alle gesunden Inhaltsstoffe zerstört. Honig sollte höchstens auf 40°Celsius erhitzt werden - also nicht damit backen oder in den heißen Tee geben!

Frage: Wie wichtig ist die Rolle von Bienen und Imkerei für die Umwelt und die Landwirtschaft?

Anita: Bienen sind enorm wichtig für die Bestäubung von Pflanzen. Ungefähr 75 Prozent der Nutzpflanzen weltweit werden durch Bienen bestäubt. Dies umfasst Obstbäume, Gemüsepflanzen und verschiedene Feldfrüchte. Ohne Bienen würden viele dieser Pflanzen nicht ausreichend Früchte oder Samen produzieren, was zu erheblichen Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion und die Biodiversität führen würde. Es gibt Projekte, bei denen Landwirte und Imker miteinander vernetzt werden und zusammenarbeiten. Das ist für beide Seiten von Vorteil, damit die Kulturpflanzen gut gedeihen und den Honigbienen ausreichend Futterquellen geboten werden. Man darf aber nie die Wildbienen vergessen. Es ist wichtig, dass Blütenstreifen für sie erhalten bleiben. Das wäre besonders wichtig für unsere Artenvielfalt und die Umwelt.


Frage: Mit deinem Kanal "mywaytobee" bist du auf Instagram sehr aktiv und betreibst dabei auch Aufklärungsarbeit über die Imkerei. Warum ist dir das so wichtig?

Anita: Mir ist aufgefallen, dass es viele falsche Informationen über Bienen und die Imkerei gibt, das Interesse für das Thema aber sehr hoch ist. Instagram ist eine Plattform, die man sehr gut für die Aufklärung von z.B. landwirtschaftlichen Themen nutzen kann. Ich gebe mir viel Mühe, Wissen zu vermitteln, auch wenn es oft nicht so leicht ist, denn man hat häufig keine Zeit zum Filmen oder Fotos machen, da z.B. die Kontrolle im Brutraum schnell erfolgen muss. Mir macht es aber großen Spaß, mit meinen Followern über meine Inhalte zu schreiben. Sehr gut angenommen werden meine Quizze in den Storys.

Frage: Welche Pläne hast du für die Zukunft deines Betriebs?

Anita: Ich bin noch Jungimkerin. Obwohl ich mittlerweile schon ein gutes Gespür für meine Tiere entwickelt habe, muss ich noch einige Erfahrungen sammeln, denn jedes Volk ist anders und mit jedem neuen Volk lerne ich dazu. Mir ist der Ertrag zwar wichtig, da die Nachfrage nach Honig steigt und die Ernte eine kleine Belohnung ist, aber primär ist mir wichtig, dass ich mein Hobby gemeinsam mit meinen Eltern machen kann und es meinen Bienenvölkern gut geht. Das schönste Gefühl ist für mich, wenn ich mit meinen Bienen arbeite.


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