Im Mai fand in Brüssel die Konferenz „The Road to Sustainability in Agriculture“ des Europäischen Junglandwirterats (CEJA) statt. Dabei hatten junge Landwirtinnen und Landwirte aus mehr als 20 EU-Mitgliedsstaaten die Möglichkeit, die Folgen des Green Deals mit dem dafür zuständigen Kommissions-Vizepräsidenten, Frans Timmermans, zu besprechen.
Bei der Junglandwirte-Konferenz mit 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, darunter vielen wichtigen Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft und Forschung, ging es vor allem um das Thema Nachhaltigkeit. In insgesamt fünf Panels wurden für die Zukunft der Landwirtschaft relevante Themen besprochen, wie etwa der Einsatz von neuen Züchtungsmethoden, verschiedene Tierwohlaspekte und wie Nachhaltigkeit auf den Höfen Einzug halten kann. „Eines der Hauptziele dieser Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit war es, insbesondere jene zu Wort kommen zu lassen, die jetzt und in Zukunft am stärksten von den Herausforderungen in der Landwirtschaft betroffen sind, nämlich die jungen Bäuerinnen und Bauern selbst“, so die CEJA-Delegierte der Jungen Landwirtschaft Österreich (JLW), Carina Reiter.
Nachhaltigkeit muss auch profitabel sein
Die italienische CEJA-Präsidentin, Diana Lenzi, betonte: „Das Prinzip der Nachhaltigkeit muss auch gewinnbringend sein. Es braucht profitable Höfe in der Europäischen Union, damit wir gestärkt und sicher in die Zukunft gehen können. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam die Balance zwischen Umweltschutz, Profitabilität und Nachhaltigkeit finden.“
Österreich als Beispiel für hohe Last an Vorschriften
Während eines kurzen, aber intensiven Austausches mit Frans Timmermans, dem EU-Kommissar für den Europäischen Green Deal, legten die jungen Landwirte ihre Bedenken dar. In seiner jetzigen Form würde der Green Deal massive zusätzliche Kosten und Belastungen für ihre Hilfe bedeuten, was vor allem für kleinere Betriebe finanziell nicht zu stemmen sei. Sie kritisierten speziell die hohe Last an Vorschriften, die keine praktikable Umsetzung möglich mache und nannten dabei als Beispiel die biologische Landwirtschaft in Österreich.
Bio-Lebensmittel für alle: Wer soll das bezahlen?
Im Rahmen der „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie innerhalb des Green Deals soll der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in der EU auf 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche erhöht werden. Dieser Wert wird in Österreich schon jetzt übertroffen. In seiner Eröffnungsrede ging Timmermans darauf ein, dass es aus seiner Sicht notwendig sei, die Wertschöpfungskette zu stärken und den Einzelhandel genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei betonte er, dass Bio-Produkte für alle leistbar sein sollten, weshalb es für diese keine höheren Preise, als für konventionelle Lebensmittel geben dürfe.
„Die Produktion von Bio-Lebensmitteln verursacht für die Betriebe höhere Kosten, die sich natürlich auch in höheren Preisen widerspiegeln. Diesen Aspekt ließ Timmermans bei seiner Rede völlig außer Acht. Es ist fernab jeglicher Realität, den Bäuerinnen und Bauern die deutlich höheren Produktionskosten nicht abgelten zu wollen“, reagierte Carina Reiter mit Unverständnis auf die Aussage des Kommissions-Vizepräsidenten.
Zum Abschluss der Konferenz wurde erneut die Wichtigkeit einer ausgewogenen und inklusiven Politik betont, um den Übergang zu einer nachhaltigen Landwirtschaft erfolgreich zu gestalten.
Commenti