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  • Martin Grob

Junglandwirt Simon Kaiblinger gewinnt in Brüssel den „Young Farmers Award”

Aktualisiert: 23. Jan. 2023


Simon und Kaiblinger und JLW-Geschäftsführer Martin Grob beim Interview im Rahmen des „Young Farmer Awards“ in Brüssel. (Fotocredit: zVg)

Ist er Fischzüchter oder doch schon Gärtner? Diese Frage stellt sich, wenn man sich das erste Mal mit dem Aquaponik-Konzept beschäftigt, das der Junglandwirt Simon Kaiblinger aus dem niederösterreichischen Kapelln auf dem elterlichen Betrieb umgesetzt hat. Mittlerweile ist der am Wieselburger Francisco Josephinum ausgebildete Junglandwirt mit seinem ressourcenschonenden „Wassergarten” so erfolgreich, dass Simon seine Aquaponik-Anlage ausbaut und in naher Zukunft sogar verdreifacht. Beim „Young Farmers Award” in Brüssel räumte er zudem den Preis für das „Most Resilient Project” ab. Die Junge Landwirtschaft Österreich hatte am Rande der Preisverleihung in Brüssel die Gelegenheit, mit Simon über den Erfolg, seine Vision und die nächsten Ziele zu sprechen.



Zunächst einmal ist es wichtig, zu verstehen, was eine Aquaponik-Fischzuchtanlage ist und wie sie funktioniert. Vereinfacht erklärt steht Aquaponik für eine kombinierte Aufzucht von Fischen und Pflanzen in einem geschlossenen Kreislaufsystem. Dabei wird das Wasser aus der Fischhaltung aufbereitet, um angebaute Pflanzen mit diesem Wasser zu versorgen. Die Fische reichern das Wasser durch ihren Kot mit Nährstoffen an, die Pflanzen nutzen diese wiederum für ihr Wachstum und reinigen dabei das Wasser. Am Ende kommt dabei nachhaltig produziertes Gemüse aus regionalem Anbau heraus, unter anderem Paradeiser, Melanzani, Paprika, Kohlrabi und Fisch. „Bei einer normalen Fischzuchtanlage benötigt man bis zu 10 Prozent Frischwasser am Tag, in meiner Aquaponikanlage sind es gerade einmal 1 bis 3 Prozent am Tag”, erklärt Simon die Vorteile seines Kreislaufsystems.

Foto 1: Simon baut zahlreiche Obst- und Gemüsesorten an, die er mit dem mit Nährstoffen angereicherten Wasser aus seiner Aquaponik-Anlage versorgt. (Fotocredit: Hektar.TV) / Foto 2: Simon Kaiblinger und seine Frau Alina kombinieren Fischzucht mit Gemüsebau und nutzen so den natürlichen Nährstoffkreislauf. (Fotocredit: Hektar.TV)



Ein weiter Weg: Von der Idee zur Umsetzung


Dieses nachhaltige und umweltschonende Konzept überzeugte die Juroren in Brüssel, denn unter zahlreichen Einreichungen erhielt Simon im Rahmen des 8. Junglandwirtekongresses den Preis in der Kategorie „Resilienz”. Dabei war dieser Erfolg keinesfalls vorgezeichnet. Der elterliche Betrieb mit 23 Hektar Ackerfläche, 4 Hektar Wald und 200 Mastschweinen war jedenfalls zu klein für den ehrgeizigen Simon, der schon früh das Ziel hatte, Vollerwerbslandwirt zu werden. „Ich habe rasch bemerkt, dass es über die Fläche nicht geht und mich dann nach Alternativen umgeschaut. Dabei bin ich auf das Aquaponik-Konzept gestoßen und habe mich dann intensiv damit beschäftigt”, so Simon. Von der Idee zur Umsetzung war es zwar ein weiter Weg, mittlerweile produziert Simon mit seinem „Wassergarten” jedoch bereits 5 Tonnen Lebendfisch pro Jahr, dabei handelt es sich um Afrikanischen Raubwels, der sich für diese Form der Aufzucht besonders gut eignet. Der ambitionierte Plan ist es, bereits 2023 mit der aktuell im Bau befindlichen Erweiterung der Anlage auf 20 bis 25 Tonnen Lebendfisch im Jahr zu kommen.


Foto: Landjugend Niederösterreich

„Es ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben”


Eine Botschaft hat Simon für junge Landwirtinnen und Landwirte, die ebenfalls neue Ideen verwirklichen wollen: „Wenn man selbst eine Vision hat, dann ist es wichtig, sich selbst treu zu bleiben und nicht gleich den Kritikern nachzugeben. Man muss zu 100 Prozent dahinter stehen und darf nicht gleich aufgeben”, sagt Simon. Dem Junglandwirt ist es auch ein Anliegen, zu betonen, dass ein innovatives Konzept in der Landwirtschaft nicht gleich Profit abwirft. Simon vertreibt seinen Fisch und das Gemüse hauptsächlich in der Direktvermarktung, über einige Selbstbedienungsläden und auch in einigen Gasthäusern ist der Aquaponik-Wels fixer Bestandteil der Speisekarte. „Dabei handelt es sich um Haubenköche, also eher in der gehobenen Gastronomie”, betont Simon. Der Vorteil des Welses aus der Aquaponik-Aufzucht liege in der Bissfestigkeit, dem rötlichen, fast grätenlosen Fleisch. „Dazu kommt, dass auch Menschen, die sonst nicht so gerne Fisch essen, den Wels aus dieser Aufzucht zu schätzen wissen, weil er nicht so stark nach Fisch schmeckt, sondern eher neutraler im Geschmack ist”, so Simon.


Die Setzlinge wiegen zu Beginn gerade einmal 10 Gramm, erreichen in der Aquaponik-Anlage allerdings innerhalb von knapp sieben Monaten ein Gewicht von 1,8 bis 2 Kilogramm und gelangen dann in den Verkauf. Trotz des großen Erfolgs innerhalb kurzer Zeit mangelt es dem 26-jährigen Niederösterreicher nicht an Zielen für die Zukunft. Neben der Verdreifachung der Aquaponik-Anlage in Kapelln möchte der junge Niederösterreicher nach Möglichkeit auch seine Produktpalette erweitern.


Foto: Landjugend Niederösterreich

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