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  • Martin Grob

Startup „meinSCHWEIN” setzt auf Transparenz: „Für uns steht Tierwohl an oberster Stelle”


Foto: Markus Kriegner

Die zwei Brüder Hannes und Markus Kriegner aus dem oberösterreichischen Hausruckviertel sind mit ihrem Franchiseunternehmen „meinSCHWEIN” ganz neue Wege in der Schweinezucht gegangen. Denn jeder Kunde hat bei ihnen die Möglichkeit, sein eigenes Schwein als Ferkel zu kaufen und die Aufzucht im Stall 24 Stunden am Tag via Webcam zu beobachten. Das Ziel der Kriegners ist es, das Verhältnis zwischen Landwirt und Konsumenten enger zusammenwachsen zu lassen und das Vertrauen in die Landwirtschaft zu stärken. Kürzlich durfte Markus Kriegner sein innovatives Konzept im Rahmen der „EU Agricultural Outlook Conference” in Brüssel vorstellen. Dabei hatte die Junge Landwirtschaft Österreich die Möglichkeit, mit ihm über Direktvermarktung, Tierwohl und Transparenz zu sprechen, aber auch darüber, warum die österreichischen Schweinebauern für ihn zu Unrecht oft in ein schiefes Licht gerückt werden.


von Martin Grob


Foto: Markus Kriegner

Frage: Wie ist „meinSCHWEIN” entstanden und warum ist das Projekt für dich etwas Besonderes?


Markus Kriegner: Das Projekt „meinSCHWEIN” ist entstanden, weil ich immer den Drang verspürt habe, etwas mit Direktvermarktung zu machen. Ich wollte immer Direktvermarkter werden und als Einzelner ist es schwierig, ein Marketing aufzubauen. Somit haben wir dann mit mehreren Landwirten zusammen das Projekt „meinSCHWEIN” ins Leben gerufen.


Frage: Woher kommen eure Kunden hauptsächlich?


Markus Kriegner: Am Anfang waren das hauptsächlich private Kunden, also über 70 bis 80 Prozent Privatkunden. Mittlerweile ist es so, dass es genau umgekehrt ist. Wir haben 20 Prozent für den Endverbraucher, sprich den privaten Kunden, und 80 Prozent Gastronomie. Bei der Gastronomie gehört der kleine Wirt im Ort genauso dazu, wie die gehobene Gastronomie und auch sehr viele Kantinen.


Frage: Wie sieht es bei euch mit Regionalität aus?


Markus Kriegner: Ein Großteil der Kunden ist natürlich aus der näheren Umgebung. Wir liefern aber auch aus. Also alles, was unter 100 Kilometer Entfernung liegt, ist kein Problem und wird von uns zugestellt. Wir haben da mittlerweile in jedem Bundesland einen „meinSCHWEIN”-Betrieb und in Ober- und Niederösterreich sogar schon mehrere.


Frage: Wie funktioniert das Geschäftsmodell von „meinSCHWEIN”?


Markus Kriegner: Wir sind grundsätzlich ein Franchise, also wir sind die Franchisegeber und die Landwirte sind die Franchisenehmer. Wir wenden uns an Landwirte, die unsere Werte und Vorstellungen teilen. Tierwohl steht bei uns an oberster Stelle und damit verbunden auch die bestmögliche Qualität für unsere Kunden. Wir legen außerdem großen Wert auf Strohhaltung, Freilauf für die Schweine und gentechnikfreie Fütterung.


Frage: Die österreichischen Schweinebauern haben es ja in der öffentlichen Wahrnehmung oft nicht so leicht. Woher kommt das deiner Meinung nach?


Markus Kriegner: Das ist ein bisschen ein Irrglaube, denke ich. Man spricht da oft von Massentierhaltung, eine Massentierhaltung wie in anderen Ländern hat es in Österreich aber mit Sicherheit noch nie gegeben. Denn wenn man 1000 Schweine in einem Stall hält, spricht man schon von diesem Begriff. Wir haben aber eine kleinstrukturierte Landwirtschaft und legen allergrößten Wert auf Tierwohl.


Frage: Einer eurer Grundsätze ist Transparenz. Warum ist dir das so besonders wichtig?


Markus Kriegner: Wir haben einfach das Klischee, dass Schweine Massentierhalter sind und deshalb ist mir die Transparenz auch so wichtig, weil wir mit diesen Klischees aufräumen wollen. Deshalb sind unsere Tierwohlstandards sogar höher, als dass bei Bio vorgeschrieben wäre. Das wird auch kameraüberwacht und deshalb kann sich jeder Kunde sein eigenes Bild machen, wie unsere Schweine leben und gemästet werden.


Frage: Wie weit sollte Tierwohl in der Schweinehaltung deiner Meinung nach gehen?


Markus Kriegner: Unser größter „meinSCHWEIN”-Betrieb hält 1000 Mastschweine mit höchstem Tierwohlstandard. Das ist Jaga’s Steirerei, Österreichs modernster Tierwohlstall in der Südsteiermark. Unser Konzept lässt sich also auch in sehr großem Umfang ausüben. Man spricht in diesem Fall von „Pig Port 5”, das entspricht natürlich den „meinSCHWEIN”-Vorgaben. Wir sprechen hier von Stroh im Innen- und im Außenbereich, Spalten, wenn dann nur zum Koten und mindestens 1,5 Quadratmeter Stallfläche und 1,5 Quadratmeter Auslauffläche pro Schwein. Das ist zum Beispiel wesentlich höher als bei Bio vorgeschrieben.


Frage: Bedeutet euer Grundsatz „Nose to tail” auch, dass praktisch alles vom Schwein verwendet wird oder wie sieht das in der Praxis aus?


Markus Kriegner: Ja, natürlich. Da die meisten Schweine in die Gastronomie gehen, machen wir für jeden Gastronomen ein eigenes Gastro-Konzept. Der Gastronom sagt zum Beispiel, ich brauche keine Schulter. Dann werden wir die Schulter für ihn verwursten oder irgendwie anders verwenden. Wir haben aber auch für die gesamten Innereien und von „Nose-to-tail” auch Abnehmer. Wenn der Gastronom die Innereien nicht möchte, dann bekommt er sie zwar nicht entschädigt, sie werden aber auf anderem Wege verwertet und verarbeitet.

Das Schwein ist für den Gastronomen von Haus aus wesentlich günstiger, als wenn er sich die Einzelteile einzeln kaufen würde. Somit kann er sagen, ich brauche zum Beispiel keine Leber, weil ich keine Leberknödel mache. Wir werden aber immer dafür sorgen, dass die Leber dann auf anderem Wege verarbeitet wird.


Frage: Ist es eigentlich schon einmal vorgekommen, dass ein Käufer oder eine Käuferin bei Ihnen angefragt hat, ob er oder sie bei der Schlachtung dabei sein darf?


Markus Kriegner: Also bei der Schlachtung dabei zu sein ist ja aufgrund der Hygienevorschriften gar nicht möglich. Es ist aber schon sehr oft vorgekommen, dass eine ganze Familie mit Kindern eine Woche vor der Schlachtung kommt. Dann machen sie vor der Schweinebox noch ein Foto mit ihrem Schwein und bevor sie nach Hause fahren sagen sie dann, dass sie sich schon auf den Schweinebraten nächste Woche freuen. Also es ist noch nie vorgekommen, dass jemand dann gesagt hätte, wir können das Schwein nicht mehr essen, weil wir es quasi hautnah erlebt haben. Den Menschen ist bewusst, dass es sich um ein Nutztier handelt und nichts weggeschmissen werden darf, weil sie miterlebt haben, wie es auf die Welt gekommen ist und wie es gemästet wurde und aufgewachsen ist. Somit wird auch das Bewusstsein zur Nachhaltigkeit bei den Kunden massiv geschärft.


Frage: Kannst du unseren Lesern vielleicht noch einmal ganz genau erklären, warum du davon ausgehst, dass eure Wirtschaftsweise nachhaltiger als Bio ist?


Markus Kriegner: Wir haben eine Wirtschaftsweise, wo wir davon ausgehen, dass wir wesentlich nachhaltiger wirtschaften als Bio und das ohne Ertragsverlust. Das entsteht vielleicht daraus, weil wir keinen chemischen Dünger einsetzen und weil wir unseren organischen Dünger mikrobiologisch aufwerten, also mit Mikrobakterien versetzen. Im Zusammenhang mit einer Leguminosen-betonten Zwischenfrucht entstehen dann Knöllchenbakterien auf den Wurzeln, Sporenpilze und Mikrobiologie im Boden. Diese ist dann dazu in der Lage, Kohlendioxid aus der Luft zu ziehen und den Pflanzen verfügbar zu machen.

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